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Die Biker sind hier – ihnen Trails zu verbieten, funktioniert nicht

Mountainbikerinnen und Mountainbiker im Wald bewegen die Gemüter. Illegale Trails fordern Waldbewirtschaftende sowie -besitzende. Lösungsansätze im Umgang mit dieser Thematik lieferte das Forum der Arbeitsgemeinschaft für den Wald Ende Oktober.

Sarah Sidler | Im Zuge des neuen Veloweggesetzes müssen die Kantone Konzepte und Strategien zum Umgang mit Bikenden entwickeln und bis 2027 ein Velowegnetz für die Freizeit planen. Das hat Auswirkungen auf den Wald, aber welche? Bereits wurden erste Merkblätter, Positionspapiere und Haftungsleitfäden verfasst. Um diesbezüglich einen Überblick zu verschaffen, lud die Arbeitsgruppe Freizeit und Erholung im Wald der Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW) zum Forum «Mountainbiken im Wald» in die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) nach Wädenswil (ZH) ein. 

Rund acht Prozent der Schweizer Bevölkerung fahren Mountainbike. Die Hälfte davon ist im dicht besiedelten Mittelland unterwegs, weshalb sich meist dort Waldbesitzende sowie -bewirtschaftende über illegale Biketrails beschweren. Darauf reagierte WaldSchweiz mit einem Merkblatt. «Darin fordern wir, dass die Eigentumsrechte der Waldbesitzenden zu respektieren sind», sagt Dominik Brantschen, wissenschaftlicher Mitarbeiter von WaldSchweiz. Sind Trails geplant, sollen Waldbesitzende miteinbezogen werden. Zudem müssen Entschädigungen in die Planung miteinberechnet werden, denn stark befahrene Trails schaden dem Wald. 

«Wieso müssen nur Mountainbiker für die Nutzung des Waldes bezahlen?», fragte Paloma Del Mar Kilchenmann von Swiss Cycling in ihrer Präsentation. Gemäss Gesetz dürften Bikende nur zur Kasse gebeten werden, wenn von einem «gesteigerten Gemeingebrauch» die Rede sei. Etwa, wenn andere Nutzer unverhältnismässig eingeschränkt oder ausgeschlossen werden und/oder die Nutzung besondere Einrichtungen oder Änderungen an der öffentlichen Sache (Wald) erfordert. 

Wie eine Lösung aussehen könnte, wurde bei der Exkursion am Nachmittag auf dem Höhronen bei Biberbrugg (SZ) ersichtlich. Die Grundeigentümerin, die Korporation Wollerau, hat gemeinsam mit einheimischen Bikenden vier Downhillstrecken definiert, welche unter Einhaltung der Verhaltensregeln benutzt werden dürfen. Dies unter den Voraussetzung, dass 90% aller Bikenden diese Trails nutzen und dass keine weiteren Trails im Wald der Kooperation entstehen. Wie gut dies funktioniert, beobachtet die Forschungsgruppe Umweltplanung der ZHAW im Rahmen eines Monitorings. 

Förster Pirmin Schuler zeigt sich zufrieden mit dieser Koexistenz. Er fordert aber, dass die Trails unterhalten werden, damit sie attraktiv bleiben. Kein einfaches Unterfangen für einen kleinen Verein wie mad grouse trails, der die Trails auf dem Höhronen baute.  

Kantone sind unterschiedlich unterwegs

Eine wichtige Voraussetzung ist klare Kommunikation aller Beteiligten. Und Kommunikation stand 2021 auch am Ursprung des Antennentrails auf dem Hausberg der Stadtzürcher – dem Üetliberg. Dieser wurde im Laufe des Tages mehrmals als gutes Beispiel erwähnt. Auch im Kanton Aargau suchte man die Kommunikation und fand im Rahmen von partizipativen Projekten Lösungen für ein legales, lenkendes Angebot. Als Basis diente eine Studie der Forschungsgruppe Umweltplanung der ZHAW, welche die aktuellen Bedürfnisse analysierte und Potenziale zu Schutz und Nutzung aufzeigte. Wie die Koexistenz im Kanton Freiburg funktioniert, ist in der Ausgabe 11/24 von «WALD und HOLZ» nachzulesen.

Während in diesen Kantonen die von verschiedenen Seiten geforderte Koexistenz zu funktionieren scheint, sieht es im Kanton Zug anders aus. Die IG Mountainbike Zug hat das Referendum gegen die Teilrevision des Waldgesetzes ergriffen, welche das Biken im Wald künftig neben Waldstrassen nur noch auf signalisierten Routen erlauben soll. Das Stimmvolk entschied jedoch für das Waldgesetz??? Laut Forumsteilnehmern dürfte dieser Entscheid die Situation der illegalen Trails in Zuger Wälder jedoch verschärfen. «Die Biker sind dort, verbieten funktioniert nicht», so der allgemeine Tenor.

Weitere Informationen:

Forum: https://bit.ly/MTB-Forum Übersicht Kantone: https://bit.ly/410qg3g

Merkblatt WaldSchweiz: bit.ly/BikenimWald

Über diese und viele weitere Themen lesen Sie in der neuen Ausgabe von «WALD und HOLZ».

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